Warum bietet ein Jugendzentrum Konzerte an?
Konzerte sind seit den 80er Jahren fester Bestandteil der Jugendkulturarbeit in Jugendzentren/-treffs. Die Jugendkulturarbeit ist hierbei eine spezifische Ausprägung der offenen Jugendarbeit, die in den 1980er-Jahren ihren Ausgang nahm und seit den 1990ern insbesondere in urbanen Regionen starke Verbreitung fand. Ziel war es, die Angebote der Jugendarbeit durch profilierte künstlerisch-gestalterische Angebote attraktiver zu machen und jugendkulturellen Szenen angemessenen Raum sowie gezielte Förderung zu bieten. Konkret heißt dies jugendlichen Darstellungsformen eine Plattform und einen Raum zur Entfaltung zu bieten und darüber hinaus ehrenamtliches und gesellschaftliches Engagement zu fördern.
Aber es sind doch hauptsächlich ältere Menschen bei den Konzerten?
Dieser Mix der Generationen war schon immer ein Bestandteil der offenen Kulturarbeit in Jugendzentren, denn die Veranstaltungen waren und sind natürlich offen für alle Altersgruppen und Musikinteressierte findet man in jedem Alter.
Allerdings ist hier dennoch festzuhalten, dass es in den letzten 20 Jahren keine derartigen Subkulturen, wie in den Jahrzehnten zuvor gab und mit dem Verlust solcher musik- und kulturspezifischen Gruppierungen fehlt es derzeit an Interessensgruppen, die die Konzerte fordern, fördern und besuchen. Somit ist die Mehrheit der Besucher aktuell im Altersdurchschnitt nicht mehr in der primären Zielgruppe von Jugendhilfe, die bei 6 Jahren beginnt und bei 27 Jahre endet.
Muss das Angebot dann überarbeitet werden?
Natürlich muss das Programm stets dem Zeitgeist angepasst werden, aber wenn in der aktuellen Jugendkultur keine von Musik geprägte Bewegung vorhanden ist, ist es dennoch wichtig weiterhin die Möglichkeit einer neuen Anbindung und Wiederaufnahme in diesem Bereich vorzuhalten.
Bei der Planung unserer Konzerte greifen wir stets auf die Bewerbungen von Bands/Künstlern zurück und wir achten darauf möglichst viele Musiksparten zu bedienen. Bei gewissen Musikrichtungen wie Poprock, Indie, Alternative ist nach wie vor ein Interesse seitens Jugendlicher zu verzeichnen. Bei anderen Musikrichtungen, wie etwas Blues ist dies weniger ausgeprägt, aber auch hier gilt die gleiche Prämisse, dass ein Angebot vorgehalten werden sollte um Jugend wieder für Livemusik, Konzerte, Musikkultur und auch Ehrenamt in dem Bereich zu erreichen.
Zudem darf sich die Jugendkulturarbeit in Jugendzentren nicht an „kommerziellen Gesichtspunkten“ orientieren, sondern stellte und stellt in erster Linie ein Nischenangebot dar. Es wäre natürlich machbar z. Bsp. eine Schlagerparty zu organisieren und mit solch einem Angebot viele junge Menschen zu erreichen, aber dies ist zum einen nicht Kern klassischer Jugendkulturarbeit und zum anderen steht hier keine besondere Jugendkultur im Vordergrund, sondern eher die „Party“ an sich. Hierzu gibt es genügend alternative Veranstaltungen. Die Packhalle ist ein Non-Profit-Bereich. Etwaige Einnahmen werden ausschließlich in neue Angebote, Equipment und Instandhaltung investiert. Die Veranstaltungen werden von Ehrenamtlichen begleitet und das Angebot ist ein Alternativangebot zu Jugendfeten.
Wo finden Jugendliche in der Packhalle statt?
Vor allem im ehrenamtlichen Konzertteam werden immer wieder junge Menschen aufgenommen, die über die Arbeit in der Packhalle oder beim Festival an ehrenamtliches Engagement herangeführt werden und sich langfristig teilweise sogar in anderen Bereich engagieren. Allein dieser Aspekt der Beteiligung und Partizipation ist bereits ein guter Grund derartige Programminhalte auch weiterhin anzubieten.
Aber auch bei den Konzerten ist immer ein Anteil an Gästen, die in die Altersgruppe des Kinder- und Jugendhilfegesetzes fallen, vorhanden. Nicht zuletzt findet dadurch auch ein generationsübergreifender Kontakt und Austausch statt, der in der heutigen Zeit mehr Gemeinsamkeiten aufzeigt und ein Miteinander fördert. Social Media und auch aktuelle Berichterstattung führt nicht selten zu einem verstärkten Generationskonflikt und einem Entzweien der Generationen und die Konzerte können mehr Gemeinsamkeiten aufzeigen und ein Miteinander fördern.
Indem zum einen die Zugangsvoraussetzungen niedrigschwellig angesetzt sind und zum anderen jedes Teammitglied die Gelegenheit dazu hat, seinen Erfahrungsschatz, persönliche Ressourcen und Anliegen in die gemeinsame Arbeit einzubringen entsteht ein wechselseitiges Lernfeld der Kommunikation und des Miteinanders, welches generationsübergreifend ist.
Bezahlbare Angebote und Sozialräume für alle
Die Konzerte in der Packhalle haben stets einen niedrigen Eintritt, um auch jungen Menschen, aber auch allen anderen die Möglichkeit der Teilhabe zu ermöglichen. Die Packhalle, aber auch das Konzertteam stellen einen alternativen Sozialraum dar, der von allen (altersunabhängig und aus allen Schichten) zugänglich ist. Dieser Non-Profit-Ansatz ist elementar und greift sowohl bei der ehrenamtlichen Umsetzung, als auch bei den Eintrittsgeldern und Getränkepreisen.
Resümee und Ausblick
Jugendbewegung verläuft normalerweise in Kurven, sprich es gibt besondere Hochphasen mit vielen Jugendbewegungen (Ausprägungen) und es gibt Tiefs mit weniger Engagement in der Jugendkultur. Fährt man in einem Tief die Angebote zurück, muss man bei einem erneuten Anstieg wieder Strukturen aufbauen, Orte finden und Möglichkeiten schaffen, damit Jugendkultur stattfinden kann.
1. Angebote müssen vorbehalten werden, damit grundsätzlich wieder eine Anbindung möglich ist
2. Jugendkulturarbeit war nie nur ein von jungen Menschen besuchtes Angebot
3. Aus der Arbeit in der Packhalle heraus entsteht starkes Ehrenamt
4. Jugendkulturarbeit ist Öffentlichkeitsarbeit für das Jugendzentrum Alte Post
5. Junge Menschen finden sowohl im Konzertteam, als auch bei den Besuchern nach wie vor statt. Nur ist der Anteil der älteren Menschen stärker gestiegen.
6. Jugendkulturarbeit bleibt ein Nischenangebot und kein Angebot für die breite Masse
7. Das Konzertteam ist auch ein Safe Space, in dem sich junge Menschen wohl und angenommen fühlen.
8. Gewachsene Strukturen bewahren und für künftige Jugendbewegungen vorhalten.
9. Generationsübergreifende Kontakte, Interessen und das Miteinander fördern.
10. Höhere Akzeptanz und Wertschätzung des Jugendzentrums und höhere öffentliche Wahrnehmung.
Vermutlich macht es mehr Sinn, die Packhalle als eine Art Kulturzentrum für alle Generationen zu sehen, dass ein Angebot jenseits des Mainstreams und ohne kommerziellen Ansatz bietet.